Schon im 14. Jahrhundert wurde im Karneval kräftig gefeiert

Die immer wieder gestellte Frage nach dem Alter und der Tradition des münsterschen Karnevals ist Anlass genug, einmal die ältere Geschichte des Karnevals in Münster wieder bekannt zu machen. So gibt es bis zu 700 Jahre alte Darstellungen, die über den Karneval, sein Brauchtum, gelegentliche Missstände, und Ausschreitungen, Verbote und Wiederbelebungen der Karnevalsbräuche und –feiern berichten. Zu finden sind solche Berichte u. a. in der „Geschichte der Wiedertäufer“ aus dem Jahr 1570, in der Chronik von Röchel aus dem Ende des 16. Jahrhunderts „Die Fastnachtslustbarkeiten in Münster“. Nachfolgend sind viele Darstellungen und Aufsätze erschienen. Dabei sind hervorzuheben die Aufsätze von Franz Krins „Fastnacht in Westfalen“ aus dem Jahr 1939 und die Darstellung „Münsters Karneval einst und jetzt“ aus dem Jahr 1957 sowie der Bericht von Jobst Kissenkötter „Karneval in Münster“ aus dem Jahr 1958. Seit 1924 ergänzen die hervorragenden Chroniken der Karnevalsgesellschaften „Große Münstersche Carnevalsgesellschaft Buddenturm“ und „Carnevalsgesellschaft Wiedertäufer“, die den 2. Weltkrieg überlebt haben, die Geschichte des münsterschen närrischen Brauchtums. Weiterhin finden sich im Stadtarchiv zahlreiche Abhandlungen, Dokumente und Fotos sowie mikroverfilmte Tageszeitungen, die das „närrische Studium“ erleichtern.

Da die Wiedertäufer in ihrem in Münster errichteten „Reiche Zion“ als wilde Bilderstürmer außer Kunstwerken und Bauten auch viele Akten der Stadt, der Gilden und der Zünfte vernichtet hatten, können aus den wenigen Dokumenten, die die unsägliche Zeit überlebt hatten, gefolgert werden, dass bereits lange vor 1536 die öffentlichen Feiern der münsterschen Fastnacht schon viele hundert Jahre alt waren. So heißt es, dass sich die Münsteraner mit Inbrunst karnevalistischen Festen und Gelagen hingaben, die auf dem alten münsterschen Brauchtum beruhten. So pflegten die frühmittelalterlichen Gilden besonders umfassend und festlich den Mummenschanz, Umzüge, Tanzereien und Gelage. So wird die Zeremonie des Hereinholens des „Morio“ aus Kinderhaus zu Beginn der Fastnacht noch heute gepflegt.

Der Magister und Rektor der Lateinschule schreibt damals: „ Den Carneval feiern sie mit solcher Ausschweifung, dass sie glauben, bei dieser Gelegenheit sein ihnen alle Thorheiten erlaubet. Denn von einer eigenwilligen Raserei beseelt, laufen sowohl Männer, als Weiber mit scheußlichen Larven, und in ungewöhnliche Kleidung gehüllt mit brennenden Fackeln umher.“

Besonders tun sich die Handwerksgesellen bei den Karnevalsfeiern hervor. „Sie gehen durch die Straßen und sammeln bei den Meistern Geld, Fleisch und Würste, wovon sie nachher ein Gastmahl zubereiten, wobei es höchst unmäßig und verschwenderisch hergeht. Es gehen fast so viele Becher herum, als Personen bei dem Schmause sind. Sie saufen, fressen und schwelgen dergestalt, als wären sie dazu geschaffen, um alles gänzlich durchzubringen.“

„Es war zu Münster der Fastnachtsabend mit so großer Lustbarkeit und Geckerei alljährlich gehalten, dass es kaum zu beschreiben ist“.

Eigentlich herrschte das ganze Jahr über Karneval. So schrieb damals der spanische Gesandte Graf Peneranda den berühmten Satz nach Hause: „Ganz Münster ist ein Freudenthal“, der sicherlich kennzeichnend für diesen Kongress und für die lebenslustige Stadt war. Kurz nach dem Friedensschluss werden vom Stift Münster allerdings bald die Karnevalsfeiern verboten.

Diese Verbote reichen bis ins 18. Jahrhundert, werden aber auch genauso häufig missachtet. Erst zum Ende des 18. Jahrhunderts verlieren sich die letzten Spuren der früher so farbenfrohen Feste. Dann tritt an ihre Stelle die sog. Volksfastnacht, die die ganze Stadt zu einer festlichen Gemeinschaft vereinte, die Feier der Gesellschaft, die mit höchst zeremoniellen Bällen Fastnacht beging.

Münster hatte gerade zur rechten Zeit das Ball- und Komödienhaus (1775) erhalten, so dass auch in dieser Entwicklungsphase des Karnevals, als die adelige Gesellschaft Pflege und Führung der karnevalistischen Tradition übernahm, ein festlicher Rahmen gegeben war.

Im Jahr 1802 wird berichtet, dass die münsterschen Karnevalsbälle bis neun, zehn Uhr des anderen Morgen andauerten, mit „stundenlangem, sich ständig im Takt steigernden rauschendem Walzen “.