Geschichte der kaufmännischen Gesellschaft ‘UNION’ zum 50 jährigen Bestehen der Gesellschaft“ im Jahr 1909

Die Prinzengarde der Stadt Münster knüpft mit ihren karnevalistischen Aktivitäten an die Tradition der kaufmännischen Gesellschaft „Union“ an, die bis in die dreißiger Jahre die Karnevalsprinzen gestellt hat. Deshalb will ich mit einigen 100 Jahre alten Auszügen und Zitaten aus einer Festschrift dieser Gesellschaft die „Union“ und ihre Vorläuferin etwas näher vorstellen:
„Wir überspringen nun eine Anzahl Jahre und kommen zu der Gründung der sogenannten „neuen“, das heißt der jetzt noch bestehenden „Gesellschaft Union“.
Die eigentliche Gründung der Gesellschaft „Union“ erfolgte am 19 Januar 1859. Zweck der Gesellschaft war gesellige Unterhaltung und Erholung. Die Statuten sind von dem ersten Vorstande, Präsident F. Kortmann, Sekretär F. B. Bon, Oekonom H. Laackmann, unterzeichnet. Die Mitglieder-Anzahl betrug im ersten Jahre ca. 80, von denen 36 Herren die eigentlichen Stifter waren.“

Folker Flasse: Diese Gesellschaft „Union“ hatte bereits eine Vorläuferin, die 1848 infolge der politischen Wirren aufgelöst worden war. In der Festschrift heißt zur alten „Union“:
„In unserem Archiv befindet sich noch der Vertrag zwischen „Gastgeber“ Nölken (Alter Steinweg) und der „Union“ zwecks Überlassung seines Saales im Nebenhause für die Gesellschaftsabende, und ist dieser Kontrakt zum Mietpreise von 60 Talern, am 10. März 1832 zwischen dem Präsidenten B. Lud. Giese und Herrn Nölken abgeschlossen. Am 21. Januar 1836 ist dieser Vertrag abgeändert, indem der Mietpreis der Räume auf 45 Taler herabgesetzt wurde.

Die Festlichkeiten und Bälle dieser „Alten Union“ scheinen sehr gut besucht gewesen zu sein, denn nach den vorliegenden Akten beteiligten sich an einem Balle meistens ca. 120 Damen und Herren.“

Folker Flasse: Im Jahr 1862 wird sozusagen als karnevalistische Abteilung der „Union“ das „Noinu-Feldlager“ (Rückwärtslesen der Bezeichnung Union) gegründet:
„Im Dezember dieses Jahres (1862) wurde seitens der Gesellschaft „Union“ das „Noinu-Feldlager gegründet. Zweck dieser war die gesellige Erheiterung der Mitglieder der „Union“ durch „komisch-karnevalistisch-theatralische Vorträge“ in der Zeit von hl. 3 Könige bis Fastnacht. Dem „Noinu-Feldlager“ konnten nur wirkliche und besuchende Mitglieder der „Union“ angehören und zwar nur solche, die sich an den Unkosten beteiligten. In ununterbrochener Folge Jahr für Jahr sind diese närrischen Sitzungen, sogenannten „Komitees“ gefeiert worden. Hier kam der fröhliche, prächtige Humor zur vollen Entfaltung und die Damen Komitees des „Noinu-Feldlager“ waren und sind auch heute noch die best besuchtesten und schönsten Feste der Gesellschaft „Union“.

Folker Flasse: Das Noinu-Feldlager hatte zwischen seiner Gründung und 1909 zwölf Präsidenten, darunter Prinz Christian Kortmann.
Auch gab es 1875 bereits einen Karnevalszug:
„Das Jahr 1875 bringt uns den ersten Karnevalszug der „Union“, ein Ereignis für Münster. Der Zug wurde durch eine ganze Anzahl sogen. Ulkwagen gebildet und der dabei zu Tage getretene Humor und Witz bildete noch lange Zeit hindurch das Tagesgespräch in der Stadt. Die alten Münsteraner sprechen noch heute gern von dieser humoristischen Glanzleistung, die bahnbrechend für das ganze spätere karnevalistische Treiben in Münster geworden ist.“

Programm Karnevalszug 1896
Programm Karnevalszug 1896
Folker Flasse: Der nächste und es heißt dazu:
Im Jahre 1896 fand zum erstenmale wieder nach dem früheren schönen Vorbild ein Karnevalszug der Gesellschaft „Union“ statt. In 14 Wagen, teils Prunk- teils Ulkwagen, stellte er die alten deutschen Volksmärchen wie Rotkäppchen, Hänsel und Gretel, Schneewittchen usw. dar. Der festliche Zug ging durch alle Hauptstraßen der Stadt, und noch heute spricht man in Münster von dieser einzig in seiner Art gewesenen schönen Idee und deren prachtvollen Ausgestaltung.“

Folker Flasse: Die „Union“ feierte ab 1869 auch ihre Schützenfeste, eine Tradition die die Prinzengarde bis heute weitergeführt hat. Die alte Schützenkette aus dem Jahr 1869 wird noch heute verwendet und jedem neuen Schützenkönig umgehängt, der sie jeweils um eine silberne Plakette ergänzen muß. Und so heißt es:

„Bei dem Schützenfeste 1869 proklamierter König und Königin: Heinr. Greve und Frau Heinr. Greve“